Die KV nennt die Vorwürfe unhaltbar. Begonnen hat der Verdacht mit einer Frau, deren positives Testergebnis erhebliche Konsequenzen erforderte: Die Frau hatte Angst, ihren
schwerkranken Vater angesteckt zu haben, und auch eine Schulschließung wurde erwogen. Um sicherzugehen, veranlasste das Amt einen zweiten Test. Der fiel negativ aus. Nachdem
sich diese Fälle häuften, bat Behördenchef Reygers vor einem Monat die KV, die Zusammenarbeit mit besagtem Mainzer Labor zu kündigen. Es komme nicht der Pflicht nach, zwei
Gene nachzuweisen. Das sei der Grund für die 14 falschen Testergebnisse, die sich mittlerweile angesammelt hatten.
Für die KV gibt es keinen Grund, an der Seriosität der Mainzer zu zweifeln. Alle Labore erfüllten die RKI-Kriterien. Der Vogelsbergkreis sei der einzige, der sich beschwere.
Im Übrigen, so KV-Sprecher Karl Roth weiter, sei es ganz normal, dass nicht alle positiven Tests sich im Nachhinein bestätigten. Schließlich handele es sich bei einer
Virusinfektion um einen „biologischen Prozess, der sich stetig verändert“. Nicht alle Tests fielen zu 100 Prozent positiv oder negativ aus, „sondern nur mit einer
Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent“. Bei positivem Ergebnis würden die Betroffene grundsätzlich zwei Wochen in Quarantäne geschickt, das sei infektiologisch verantwortlich, so
Roth.
Der Leiter des Vogelsberger Gesundheitsamts hingegen schaut sich die Bescheide des jeweiligen Labors an und ordnet einen zweiten Test an, wenn die Informationen darüber
fehlen, ob die erforderlichen zwei Gene nachgewiesen wurden. Das sei jetzt möglich, wo die Neuinfektionen gen Null gingen. Schließlich, so Behördenchef Reygers, sei die
Verordnung von Quarantäne ein erheblicher Eingriff in das Recht der Bürger: „Betroffen sind ja auch die Kontaktpersonen ersten Grades und die wirtschaftlichen Folgen reichen
bis hin zur Kündigung.“ Die Fronten sind verhärtet. Nachdem der Vogelsbergkreis mit seiner Kritik an die Öffentlichkeit gegangen war, schlug der KV-Vorstand zurück. Er wirft
dem Landkreis vor, das Vertrauen in das Gesundheitssystem und den Infektionsschutz zu beschädigen. Die Verantwortlichen im Landratsamt haben nach fünf Wochen Diskussionen die
Konsequenzen gezogen: Sie haben eine Alternative in zwei Krankenhäusern geschaffen und empfehlen dort die Testung.
Quelle→ FR