Die beiden Naturstoffe sollen nach Überzeugung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur prophylaktisch gegen die Infektion helfen, sondern auch die Symptome bei
einer bereits ausgebrochenen Erkrankung lindern – allerdings nur in beschränktem Rahmen.
Hanf ist als traditionelle Heilpflanze bekannt
Auch haben die Cannabinoide bisher nur im Labor ihre Wirksamkeit gegen das Virus gezeigt. Viren isoliert in einem Laborglas durch Stoffe zu inaktivieren ist noch weit von
einer Wirkung im Menschen entfernt. Allerdings ist von der traditionellen Heilpflanze Hanf bekannt, dass sie gut verträglich ist und kaum Nebenwirkungen hat – und eben nicht
berauschend wirkt: CBD ist der Hauptwirkstoff in so genanntem medizinischen Cannabis. Die Pflanzen, die medizinisch verwendet werden, sind auf besonders niedrige THC-Gehalte
gezüchtet – im Gegensatz zur Coffeeshop-Ware, die auf hohe THC-Gehalte optimiert ist.
Die Konzentrationen an CBGA und CBDA im Blut, die nötig sind, um tatsächlich eine Infektion zu verhindern, schätzen die Forschenden als hoch, aber klinisch machbar ein.
Wichtig ist jedoch der kleine Unterschied zwischen dem inzwischen berühmten CBD und dem in der Studie wirksamen CBDA: Nur die Säure wirkt direkt gegen das Virus, indem es das
Spike-Protein bindet. Für CBD gibt es lediglich Hinweise darauf, dass es angeborene Immunmechanismen aktiviert.
Wie genau einzelne Cannabinoide wo wirken, ist jedoch ohnehin noch weitgehend unbekannt. Mit den beiden Cannabinoidrezeptoren, die bisher in Menschen gefunden wurden, lassen
sich nicht alle Wirkungen dieser Moleküle erklären. Einige Forschende vermuten, dass es – wie bei vielen pflanzlichen Heilmitteln – letztlich auf die Mischung der
Inhaltsstoffe ankommt und einzelne Moleküle aus komplexen Pflanzengemischen weniger wirksam sind als der gesamte Cocktail.
Zwischen Heilpflanze und Droge: Synthese von Cannabis in Hefezellen
Wer jetzt allerdings den Dealer seines Vertrauens kontaktiert und auf Kiffen und Kekse gegen COVID-19 setzt, ist in jedem Fall schlecht beraten: Durch das starke Erhitzen des
Pflanzenmaterials beim Verbrennen oder Backen werden die gegen SARS-CoV-2 wirksamen Säuren weitgehend in die neutralen Verbindungen umgewandelt. Die binden jedoch keine
Spike-Proteine und unterstützen damit nicht den Infektionsschutz.
Auch handelsübliche CBD-Öle sind nur eingeschränkt wirksam. Sind sie frisch und schonend aus Hanfblüten hergestellt, können sie zwar größere Mengen der Säuren enthalten, aber
Licht und Alterungsprozesse bauen die Säuren zügig ab. Teilweise werden diese Öle auch vorbehandelt, um das CBDA zugunsten höherer CBD-Konzentrationen umzuwandeln. Die derzeit
beste Methode, von den Vorteilen von CBDA und CBGA zu profitieren, ist gleichzeitig die einfachste: einen Hanfblütentee aus der Apotheke aufbrühen.